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220.000 Euro fürs Eigenheim: Dieses Allgäuer Startup baut Minihäuser aus Silos

Diplom-Ingenieur Armin Claar hat Up Trulli 2021 im Allgäu gegründet.  - Copyright: Nicolas Felder, upTrulli, Collage von Zoe Melody Janser
Diplom-Ingenieur Armin Claar hat Up Trulli 2021 im Allgäu gegründet. - Copyright: Nicolas Felder, upTrulli, Collage von Zoe Melody Janser

Die Idee zu den Fertighäusern aus Silos sei ihm beim Fahrradfahren gekommen. „Als ich in der Umgebung Sachen wahrgenommen habe“, erklärt der Up-Trulli-Gründer Armin Claar. Der Name seines Startups setzt sich aus den Wörtern Upcycling, also alte Gegenstände neu verwerten, und Trulli, die Bezeichnung für zylinderförmige Häuser in Apulien, zusammen. Als er die Silos gesehen hat, habe er sich gedacht: „Aus diesen runden Baukörpern lässt sich bestimmt was gestalten, um Wohnraum da hineinzubringen“, so Claar.

Auf Kundenwunsch fertigt Up Trulli die Silo-Häuser individuell an. Kunden können aus drei verschiedenen Bautypen auswählen, je nach Flächenbedarf. Die Bautypen sind nach Bergen im Allgäu benannt, wo das Unternehmen seinen Sitz hat: Himmelschrofen, Sonneck und Falkenstein. Bewusst werden die Silo-Häuser nicht Tiny Houses, sondern Minihäuser genannt, denn „Tiny Houses sind kleiner als unsere Häuser in der Wohnfläche“, erklärt Diplom-Ingenieur Claar. Das kleinste Silo-Haus, Himmelschrofen, hat eine Wohnfläche von 45 Quadratmetern, über zwei Stockwerke verteilt.

Autark leben in Silos

Up Trulli erwirbt die ungenutzten Silos von den Eigentümern. Teilweise würden sie die Silos auch geschenkt bekommen. „Für den Besitzer, der die Silos loswerden möchte, ist es eine finanzielle Erleichterung, wenn der Abbau durch uns gemacht wird“, erklärt Claar. Die Silos würden dann im Labor auf schadhafte Inhaltsstoffe geprüft, gesäubert und eingelagert. Für die Lagerung hat Up Trulli einen alten Hof in der Nähe von Friedrichshafen gepachtet.

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Um den Um- und Ausbau kümmert sich das dreiköpfige Team mit der Hilfe von Handwerkern. „Wir können nicht alle Aufgabenbereiche selbst erledigen. Dafür nutzen wir ein von uns aufgebautes Handwerkernetzwerk“, erklärt Claar. Verwendet würden ausschließlich nachhaltige Materialien, beispielsweise Holz und Lehm. Zum Heizen bauen die Handwerker eine sogenannte Papierheizung in die Wände ein. „Das ist ein neuartiges Heizelement aus recyceltem Papier und Carbonfasern, das in den Putz eingebettet wird, und nur mit 36 Volt beschickt wird“, erklärt Claar. Im Moment seien die Silo-Häuser zwar noch an das jeweilige Strom- und Wassernetz der Stadt angeschlossen, aber das Ziel sei es „die Häuser in eine gewisse Autarkie hineinzubringen“, so Claar weiter.

In neun Monaten zum Eigenheim

Vom Auftrag bis zur Fertigstellung würde es ungefähr neun Monate dauern. Zwei Monate Planung, drei Monate Genehmigungszeit und vier Monate Bauzeit. Denn um so ein Silo-Haus aufbauen und bewohnen zu dürfen, braucht man ein Grundstück, welches bebaubar ist. Um die Inneneinrichtung kümmert sich Up Trulli auch.

Und was kostet das einzigartige Wohnerlebnis? Das komme natürlich auf die Kundenwünsche an, aber das kleinste Silo-Haus koste um die 220 Tausend Euro. Wer etwas mehr Wohnfläche und Luxus haben möchte, zahlt für Falkenstein, welches aus zwei Silos, verbindenden Holzwänden, einem Balkon und einer Terrasse besteht, zwischen 360 und 380 Tausend Euro. Verkauft habe das Unternehmen bis jetzt vier Silo-Häuser, wovon eins in Benutzung ist. Zusätzlich bietet Up Trulli ein Ferienhaus an, welches Interessierte über die Buchungsplattform Airbnb buchen können. „Unser Haus ist jede Woche drei bis vier Tage vermietet“, erzählt Claar.

Genügend Silos für zwei Jahrzehnte

Aktuell fokussiert sich Up Trulli auf Süddeutschland. Auch das habe mit der Nachhaltigkeit zu tun. „Wir wollen Energie sparen und umweltschonend arbeiten. Daher aktuell nur auf kurzem Wege“, erklärt Claar. „100 Kilometer von uns. Das ist aktuell unser Aktivraum“, führt er aus. Viel Marketing betreibt das Unternehmen nicht, die Kunden würden direkt auf sie zukommen. „Wir tun das auch kund“, so Claar. Also sozusagen Word-of-Mouth-Marketing. Zu den Kunden würden ältere Menschen gehören, die sich verkleinern wollen, sowie Singles, die genügend Platz im Garten für ein Silo-Haus haben und dann ihr vorheriges Eigenheim vermieten. Die Rundsilos, die Up Trulli verwendet, werden heutzutage nicht mehr hergestellt. Doch das würde die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens nicht beeinträchtigen. „Es sind genügend Silos noch da, sodass wir die nächsten zehn bis 20 Jahre noch solche Häuser bauen können“, beschreibt Claar.

Neben Claar, der sich um den Vertrieb und die technische Entwicklung kümmert, gehören auch der Architekt Matthew Tovstiga und Claars Lebensgefährtin Irmgard Joos, zuständig für die kaufmännische Verwaltung, zu Up Trulli. Tovstiga und Claar haben bereits vorher zusammengearbeitet, im Bereich der Baudenkmal-Restauration.